PPE – der Beginn einer neuen Ära
Technische Entwicklung, Motorenanlaufcenter, Fertigungsplanung, Produktion und Qualitätssicherung: In einer kongenialen Zusammenarbeit dieser Bereiche ist bei Audi Hungaria eine innovative Generation neuer Elektroantriebe entstanden. Ein exklusiver Einblick in einen kreativen Prozess, der normalerweise für Externe unzugänglich ist.
Die Geschichte von Audi Hungaria beginnt 1993 mit einem kleinen, feinen Motorenwerk. Daraus hat sich in den vergangenen 30 Jahren der größte Antriebshersteller der Welt und eines der modernsten Fahrzeugwerke entwickelt – aber noch viel mehr: Unsere eigene Technische Entwicklung, Premium-Werkzeugbau und weltweites Serviceangebot gehören beispielsweise ebenfalls zum Angebots-Portfolio. Ein starkes Team von mehr als 12.000 Mitarbeitenden ist heute entschlossen und erfolgreich unterwegs, um die Transformation der Autoindustrie entscheidend mitzugestalten. Der beste Beweis dafür ist der feierliche Produktionsstart unserer neuen Generation von Elektromotoren im November 2023: Hunderte geladener Gäste haben dabei gemeinsam mit unserem Unternehmen, das am selben Tag sein 30-jähriges Bestehen feierte, im Rahmen einer beeindruckenden Show eine neue Ära der Elektromobilität eingeläutet.
Aber nur wenige ganz tief Eingeweihte konnten den spannenden Projektprozess miterleben, der diesem Produktionsstart der Premium Platform Electric (PPE) vorausging. Er war bis ins letzte Detail geplant – und dennoch mit unerwarteten Herausforderungen verbunden. Hier berichten die Teams direkt über diese Zeit:
Alma mater des Projekts
Premium Platform Electric – als dieses Projekt Mitte 2022 komplett an Audi Hungaria übertragen wurde, kam Korbinian Weber als Projektleiter in der Technischen Entwicklung aus Ingolstadt nach Győr. Bereits 2018 begann der Bereich der Entwicklung, gemeinsam mit der Fertigungsplanung, an der zweiten Generation Elektroantriebe von Audi zu arbeiten. Dieses Projekt war nicht nur wegen der technischen Lösungen eine Herausforderung, sondern auch, weil es eine vielschichtige Zusammenarbeit innerhalb des Konzerns mit sich brachte. Die Marken Audi und Porsche arbeiteten hervorragend zusammen – ebenso der Audi Standort Ingolstadt mit der Audi Hungaria, der das gesamte Projekt schrittweise und mit wachsender Verantwortung übertragen wurde.
„Der PPE-Entwicklungsprozess war eine echte Gemeinschaftsleistung von uns allen, die durch den Enthusiasmus und das Engagement jedes Einzelnen von uns ermöglicht wurde. Ein komplett neues Produkt sowie viele neue Fertigungstechnologien erforderten anfänglich viel Mut und gegenseitiges Verständnis aller Fachbereiche. Belohnt wurde dies am Ende des Projekts mit einem wirklich innovativen und hocheffizienten Antrieb.“
Worauf ich am stolzesten bin, ist die hervorragende konzernweite Kooperation. Verschiedene Marken und Standorte arbeiten seit fünf Jahren Hand in Hand zusammen – und aus dieser Zusammenarbeit ist am Ende ein sehr innovatives und effizientes Produkt für unsere Kunden entstanden.
Korbinian Weber
Projektleiter PPE,
Technische Entwicklung
Produktbeeinflussung als Teamerfolg
András Mihályi startete seine Berufslaufbahn beim V8-Verbrennungsmotor. Von dort aus gelangte er zusammen mit vielen Kolleg_innen über den E-Motor für den Audi e-tron (CBEV) und das PPE-Projekt in die Welt der Elektrotechnik. Viele von ihnen kannten sich schon lange, und durch den persönlichen Kontakt fanden sie immer den kürzesten Weg zur Lösung eines Problems. Herausforderungen gab es reichlich im Motorenanlaufcenter (MAC). Das MAC beeinflusst die Konstruktion mit dem Ziel einer reibungslosen Serienproduktion, was bei völlig neuen Produkttypen für mehrere Kunden, neuen technischen Lösungen und neu gebauten Produktionslinien eine enorme Herausforderung darstellt. Die größte davon war der neue offene Ölbereich.
„Die Motorkonstruktion sowie die Fertigungs- und Prüfverfahren mussten optimiert werden, um einen möglichen Ölaustritt zu vermeiden – und dies kosteneffizient und fristgerecht. Die Lösung war das Ergebnis eines mehr-monatigen Prozesses der Absprache und bereichsübergreifenden Zusammenarbeit, auf die ich sehr stolz bin.“
Die frühzeitige Beeinflussung der Konstruktion ist eine wichtige Aufgabe, um einen guten Serienanlauf zu ermöglichen.
András Mihályi
Analyseingenieur, MAC
Volle Transformation
András Hajas leitet seit März 2023 das Team der PPE-Fertigungsplanung in Ingolstadt und koordiniert die elf Kolleg_innen in Győr, die für den Anlauf der Produktionslinien zuständig sind. Ihre Aufgabe ist es, die Produktionstechnologie und -linien zu konzipieren und zu implementieren, für die Ingolstadt und Győr schon von Beginn an als Team im Projekt gearbeitet haben. Für die Produktion der PPE-Antriebe werden in einer früheren Verbrennungsmotorenhalle Produktionslinien aufgebaut, in die auch bestehende Maschinen integriert werden. Es ist eine Transformation in jeder Hinsicht – nicht nur in Bezug auf die Infrastruktur. Denn gleichzeitig kommen auch die Mitarbeitenden im Fachbereich Fertigungsplanung aus dem Bereich Verbrennungsmotoren in die Welt der Elektrik. Eine Besonderheit des Projekts ist, dass der Audi Werkzeugbau im Haus den Auftrag für den Bau der Montage erhalten hat.
„PPE war auch eine große Kraftprobe in Sachen Fertigungstiefe. Neben Motor und Stator fertigen wir auch bestimmte Komponenten des Getriebes. Das erforderte neue Kompetenzen und die damit verbundenen Technologien von dem ganzen Werk. Die Tests zeigen bereits, dass wir sehr robuste Produktionslinien geplant haben. Dennoch werde ich erst dann wirklich stolz und zufrieden sein, wenn die Linien laufen und wir die richtige Qualität in der richtigen Menge und Kosteneffizienz bekommen.“
Besonders stolz bin ich darauf, als Fertigungsplaner bei der Entstehung der neuen Elektromotorenfamilie von Audi in Győr dabei zu sein.
Dr. András Hajas
Leiter, PPE Fertigungsplanung
Ingolstadt
Patentserie
Bei den PPE-Antrieben wurde der komplette Antriebsstrang in Győr hergestellt – also die Plattform selbst. Dabei ist Fülöp Viandt für die Produktionslinie des Stators zuständig. Die größte Innovation neben der Produktionsmenge ist die neue Technologie, schon im Vergleich zum vorherigen CBEV-Elektromotor. Den Generationsunterschied macht die sogenannte Haarnadel aus, die auf den ersten oder auch zweiten Blick wie ein banales Stück Draht aussieht. Doch während es sich beim CBEV um einen gewickelten Motor handelt, ist es das doppelt isolierte, quasi elementare Kupferteil im PPE-Aggregat, das die größte Herausforderung für die Mitarbeitenden in der Produktion darstellt. Kein unbedeutender Punkt, wenn man bedenkt, dass jedes Jahr etwa 157 Millionen Einheiten davon produziert werden sollen. Eine große Zahl von Industriepatenten haben im Antriebswerk von Audi Hungaria den Weg hin zu optimalen Lösungen geebnet für den weiteren Produktionsprozess nach dem Greifen, Spannen, Biegen und Bearbeiten dieses Teils – wie etwa zur Imprägnierung und Polymerisation.
Im Vergleich zur
Automobilindustrie
entwickelt sich die Fertigungstechnologie
im Antrieb in einem unglaublichen Tempo weiter.
Fülöp Viandt
Leiter, Stator-Produktionslinie
CBEV und PPE – doppelte Verantwortung
Dank einer guten Zeitplanung beginnt die Qualitätssicherung bereits ein Jahr vor dem Produktionsstart, sich mit dem PPE-Prozess zu beschäftigen. Zoltán Bozsokis Team ist für die Kaufteile zuständig, was bei diesem Projekt durch die Qualitätssicherung der Fertigungsprozesse ergänzt wird. Denn viele Montageprozesse können zu einem späteren Zeitpunkt die Qualität des Antriebs beeinflussen. Wenn es also eine Prozessoptimierung oder eine Parameteränderung gibt, ist es von Vorteil, wenn dieses Team aktiv daran beteiligt ist. Derzeit betreuen die Kolleg_innen ihre beiden bestehenden E-Motor-Projekte parallel, was für Bozsoki eine hohe Komplexität bedeutet.
„Wir müssen die Qualitätssicherung des Vorgängerprodukts, des CBEV, noch jahrelang sicherstellen – ebenso wie die des PPE, den wir mit einer Stückzahl von 2.000 in Betrieb nehmen werden. Unsere zentralen Messraum-, Werkstoff- und Elektrokomponenten-Prüflabore wurden schon für Verbrenner ausgebaut; so können wir diese produktspezifisch laufend erweitern. In unserem Analysezentrum, das für elektrische Antriebe ausgelegt ist, können wir im Rahmen von Motorenaudits auch Prüfungen durchführen, die es nur hier gibt, wie etwa Rotormagnetismus-Messungen.“
Ich sehe es als großen Vorteil an, dass wir, wenn unsere Rolle anläuft, bereits viel Erfahrung haben. Denn wir kennen genau die Vorgeschichte der Teile.
Zoltán Bozsoki
Teileverantwortlicher Ingenieur,
Qualitätssicherung
Pionier der Premium-Elektromobilität
Die Elektroplattform PPE ist das Ergebnis der hervorragenden Zusammenarbeit zwischen Audi und Porsche; im Frühjahr 2024 debütiert der Premium-Antrieb in Modellen beider Marken: im Porsche Macan und dem neuesten Audi-Modell, dem Audi Q6 e-tron. Dieses in Ingolstadt gebaute SUV mit den Vier Ringen wird somit das erste Modell des Unternehmens, das von der Premium Platform Electric angetrieben wird – und die neue Antriebs-Technologie bauen wir vollständig in Győr. Audi Hungaria eröffnet sich selbst und den Kunden damit einmal mehr neue Dimensionen in der Premium-Elektromobilität. Leistung, Reichweite, Ladeleistung, Fahrdynamik, Design: Der neue Q6 e-tron überzeugt in allen Bereichen, die sich anspruchsvolle Kundinnen und Kunden von einem Premium-Auto wünschen. Neben seiner großen Fahr- und Ladeleistung beeindrucken die gesteigerte Effizienz und die hohe Reichweite. Und bereits auf den ersten Blick imponiert das weiterentwickelte Design im ikonischen e-tron-style mit seinen klaren Linien – so, wie es die Menschen bei Audi lieben. Im Innenraum finden sich technologische Innovationen und Designlösungen, die neue Horizonte der Elektromobilität eröffnen. Vorsprung durch Technik wird auch hier zum Erlebnis. Unsere Expertinnen und Experten steuern ebenso erfahrbar ihr breites Know-how, die Flexibilität und Offenheit zum Antriebserlebnis bei. In jedem Audi Q6 e-tron fährt so die Zukunftsfähigkeit von Audi Hungaria mit; der PPE-Antrieb „Made in Győr“ macht es möglich. Dieser Antrieb hat auch Audi Hungaria deutlich weiter gebracht: Neue Kompetenzen, eine noch nie dagewesene Fertigungstiefe bei der Herstellung von Stator- und Getriebekomponenten und der Montage der Antriebe, bereichsübergreifende Zusammenarbeit, internationale Projektarbeit … die Elektromobilität der Zukunft hat eine neue Heimat bei uns in Ungarn.
Der neue Audi Q6 e-tron ist das
erste Modell in der Geschichte des
nternehmens, das powered by
Premium Platform Electric (PPE) mit
neuer Technologie ist; ein Antrieb,
vollständig „Made in Győr“.
"Audi Hungaria ist in den vergangenen 30 Jahren von einem kleinen Motorenwerk zum größten Antriebswerk der Welt herangewachsen – mit einer jährlichen Produktion von mehr als 1,6 Millionen Antrieben. Wir liefern effiziente Verbrennermotoren sowie E-Antriebe von Premiumqualität für den ganzen Volkswagen Konzern. Die Transformation läuft auf Hochtouren in unserer Antriebsproduktion, darauf bereiten wir auch die Kolleg_innen kontinuierlich vor. Dank des großen Know-hows meines leidenschaftlichen Teams werden wir auch in der neuen Ära der Elektromobilität mit unseren anspruchsvollen Antrieben eine tragende Säule des Konzerns sein.„
Robert Buttenhauser
Vorstand Produktion Antriebe